- Andorra -
( Andorra )

läßt sich im Prinzip zweiteilen, hatte ich vorher gehört. In den Bereich um Andorra-Stadt und die Gegend hoch oben in den Bergen.

Februar und tolles Wetter, entschied ich mich für Andorra "unten". Wollte ich doch weiter durch die Pyrenäen. Da hieß es - besonders zu dieser Jahreszeit - das gute Wetter nutzen.

Das Eintrittstor nach Andorra (aber nicht die Grenze!) ist der mit 2407m Höhe höchste verkehrstaugliche Pyrenäen-Paß "Port d'Envalira". [Die Franzosen ignorieren ihn gerne und halten "ihren" berühmten Tourmalet (2115m) für den Höchsten.]
Es wurde zu einer Traumfahrt! Eine überragende Fernsicht brachte die knappen Dreitausender rundherum zum Greifen nah. Dazu im oberen Bereich zwei-Meter-Schneewände beidseits der Straße. Da störte selbst der Verkehr nicht!
Damit vorbei war es allerdings als ich in die Niederungen Andorras hinabrollte. Ich muß sagen, die Leute die von "Zweiteilung" Andorras gesprochen hatten, haben maßlos untertrieben! Zwei größere Extreme als Andorra "unten" und Andorra "oben" kann es wohl kaum geben. [Dabei habe ich vom ganzen Umfang der Schönheit von Andorras Bergen ja nur einen minimalen Teil gesehen!]
Wie es "unten" ausschaut? Stell dir eine Einkaufsstraße vor. Geschäft an Geschäft. Kilometer über Kilometer. Überfüllt wie zur besten Einkaufszeit. Und mittendrin eine endlose Schlange von Autos, mehr kriechend und stehend als fahrend. Übertrieben? Eher untertrieben!

- Spanien -
( España )

begann mit (der Fortsetzung von) den einzigartigen Pyrenäen.
War mein Blick früher aus purem Zufall auf einer Karte darauf gefallen war die einzige Reaktion (wenn überhaupt) "na ja, halt Grenzgebirge Frankreich - Spanien".
Man müßt' sich fast schämen. Es gab Tage, da hab' ich die Pyrenäen in ihrer Schönheit höher eingestuft als die Alpen!

Besuch durch Fuchs
Fahre nicht mehr bis Ainsa sondern zelte auf einem Campground für Wanderer am GR19. Wird ein toller Abend. Kann gemütlich draußen sitzen und meine Stullen mampfen, zusehen wie die Sonne untergeht [in den schönsten Farben], dem Plätschern des kleinen Flusses nebenan zuhören, ... und, und, und.
Und wo es schon dreiviertel dunkel ist und ich nur noch diese paar Zeilen notiere, da kommt mich doch ein kleiner Fuchs besuchen!! Kommt langsam näher, und noch näher, immer schnüffelnd, bis etwa 4 Meter ran, bis ich völlig perplex und überrascht leise in seine Richtung sage "was machst du denn hier?" Da spitzt er seine Ohren, hält inne und lauscht. Erst als mir dann versehentlich ein etwas lauterer Schlucklaut herausrutscht verzieht er sich recht schnell. Bleibt allerdings nach 10 Metern doch nochmal stehen und schaut für einige Sekunden zurück zu mir - als wolle er sich verabschieden. Dann verschwindet er.

Bedingt durch sturmartige Winde mußte ich einige Tage später meine Route durch die Pyrenäen komplett ändern und ließ mich stattdessen vom Wind in südwestlicher Richtung nach Zaragoza treiben.
Eine halbe Tagesdistanz westlich von Zaragoza änderte ich die Richtung wieder auf nördlich.

Fahre gemütlich bis langsam nach Cariñena. Dann entgegen der gerade gestern ausgedachten Route schnurgerade nach La Almunia. Sieht auf der Karte extrem langweilig aus, ist aber genau das Gegenteil. Man kann von der leicht am Hang liegenden Straße das komplette Tal des Rio Ebro überblicken! Und La Almunia sieht man bereits 14km vorher!

Und wenig später im Tagebuch:

25.02.: Bin relativ schnell in Estrella. Das sich allerdings bis zuletzt hinter einem 1045m hohen Berg versteckt. Danach dann eine wunderbare Strecke nach Alsasua. Rauf auf einen Pass (eigentlich das falsche Wort; Auffahrt auf ein Hochplateau wäre richtiger), dann auf diesem Hochplateau durch wunderbarste Wald- und Wiesenlandschaft, viele klitzekleine rocky outcrops, mit saftigem Moos total überzogen, das alles zwischen Bäumen - ebenfalls mit Moos am Stamm - die scheinbar schon Jahrhunderte hier stehen, so knorrig.

Dann an die Nordküste Spaniens: Hatte durch die Gebirge etwas im Landesinnern fahren wollen, das Wetter ließ mich aber bis auf einen kleinen, sehr schönen Abstecher über Tineo und Grandas an der Küste bleiben.

Stehe mit dem Hellwerden auf. Sicherheitshalber. Damit ich möglichst weg bin, wenn die Mehrzahl der Autos vorbei kommt.
Vor Mundaka an einer Aussichtsplatform halte ich bereits wieder an. Toller Blick auf den Fluss unter mir, die gegenüberliegenden Berge über denen die Sonne langsam aufgeht, die Flussmündung und den Atlantik zur Linken, und das im Nebel und Dunst unwirklich wirkende Flussufer und ein paar Häuser zur Rechten.
Wunderschöner Platz. Zünde mir den Kocher an, für einen Kaffee, dazu Baguettebrot, mit Nutella und Honig. Für eine halbe Stunde tu' ich nichts anderes als einfach nur dazustehen und den Anblick zu genießen.
Läßt sich bereits jetzt sagen, daß es wieder ein herrlicher Tag werden wird.

in Galicien ..
Wunderschöne Fahrt. Durch einen Eukalyptus-Wald. Verkehr keiner. Nur das leise Surren der Reifen ist zu hören.
Am blauen Himmel über mir kommt mir ein Flugzeug entgegen. Wohin der wohl fliegt?
Ein Stückchen weiter macht die Straße eine Rechtskurve und geht leicht bergauf. Nach Rechts zweigt ein kleiner, halb zugewachsener Weg ab. Halte wieder an. Stille. Nur das entfernte Zwitschern von Vögeln und das leise Rauschen der Blätter im Wind ist zu hören.
Dazu der Geruch der Bäume, gemischt mit Dem von frischem Gras und Gestrüpp auf dem noch der Tau der letzten Nacht liegt.
Von irgendwoher ruft eine Elster.
Ein großer Eukalyptus-Baum hebt sich durch seine dunkle Erscheinung deutlich vom pastell-blauen Himmel - jetzt mit ein, zwei weißen Wölkchen - ab.
Wehmut kommt auf. Erinnerung an Australien. Eukalyptus, Pastell- Himmel mit Wölkchen, Stille, (Einsamkeit).

Für solche Momente lohnen alle Tausend Kilometer der Welt.

Über mir wieder ein Flieger. Diesmal aus der Gegenrichtung. Folge ihm sehnsüchtig mit den Augen. Ist schon fast außer Sichtweite, als ich das leise Dröhnen der Triebwerke vernehme.
Warte noch zwei Minuten, dann sattel ich wieder auf.
Irgendwann in 5000 oder 10000 km'n wird's vielleicht wieder so 'nen Moment geben.

Hinter Vigo folge ich der wunderschönen 550. Immer am Atlantik entlang, den frischen Meeresduft in der Nase, wird's eine Fahrt in einen Bilderbuch-Abend.

Sonnenuntergang Atlantikküste

- Portugal -
( Portugal )

Portugal - ein Wort das bezaubert; Portugal - ein Land das bezaubert.

Portugal ist einmalig, in jeder Beziehung. Es begann bereits mit der Einreise. Noch nicht richtig angelegt fuhr sich die kleine Fähre, die den Grenzfluß überquert, fest. Jetzt hieß es erstmal 20 Mal vor und zurück. Irgendwie versuchen die Fahrspur wieder freizuspülen.
Kaum richtigen portugiesischen Boden unter den Füßen dann mein erster - diesmal echt portugiesischer - Eindruck: Grün! Egal wo man hinschaut: Grün! Überall Wald, überall Bäume! Ich glaub's nicht. Welch ein Gegensatz zu Spanien!

Ich kam mir vor wie in einem Traum. Nach all den Tagen karges Spanien (von Galicien vielleicht mal abgesehen) erschien mir Portugal wie eine komplett andere Welt.

Ein weiteres Dazu taten die Menschen. Kaum sonstwo in Europa hab' ich so nette, freundliche, und aufgeschlossene Menschen angetroffen. Hinzu kommt eine ungeheure Hilfsbereitschaft.
In Porto z.B. hätte ich einen riesigen Umweg fahren müssen um einen Fluß zu kreuzen. Als ich so am Ufer entlangfahre sehe ich aber eine winzige Barkasse. Ich frage ob es möglich sei, mich und das Rad (immerhin voll beladen) mit auf die andere Seite zu nehmen. "Ja, das kriegen wir schon hin!" Das Rad wurde am Heck an den kleinen Aufbau gelehnt und die Taschen auf's Dach geschmissen. Die Handvoll älterer Frauen an Bord rückte etwas zusammen und ich fand Platz zwischen Bastkörben voller gewaschener Wäsche und Kisten mit Fisch!
Nur zum Vergleich: Als ich monatespäter etwas Ähnliches in Italien (mit einem regulären Wassertaxi (!)) versuchte wurde ich des Schiffes verwiesen!

Anerkennung
In Marinha Grande überholt mich ein älterer Herr auf einem der typischen alten Motorräder. Schaut mich kurz an, dann gibt er wieder Gas. Ist schon fünf Meter weit weg als er plötzlich die Faust mit nach oben gestrecktem Daumen heraushält!
Toll! Sogar von den älteren Einheimischen wird man anerkannt!

Zu meiner Route:
Es ging mehr oder minder die Küste hinunter bis Lissabon (schöne Stadt!) und danach auf winzigen Straßen durch kleine und kleinste Örtchen zurück in Richtung Spanien.

- Spanien -
( España )

Wieder zurück in Spanien halte ich mich erstmal weitgehend an die 493. Daß die Strecke durch die Sierra Morena auf meiner Karte nicht mit einer grünen Linie für "landschaftlich schöne Strecke" versehen ist kann eigentlich nur ein Druckfehler sein.

Sevilla läßt sich glücklicherweise südlich per Fähre umgehen. Ich mit meinem Großstadt-Rochus.

Die Umgehung des Großraums Jerez / Cadiz ist nicht so einfach. Also mitten durch. Doch dafür kann man ja vorher und hinterher (nördlich und südlich) auf den kleinen Sträßchen die man zur Auswahl hat die Fahrt in vollen Zügen genießen.

Landkartenfehler
Komme bis Faro del Gracia, dem Leuchtturm. Danach hat's zwar auf der Karte eine Strecke, nicht aber die Küste entlang.
Suche mir also über Felsen und Klippen meinen Weg langsam und (un-) sicher hinunter auf Meereshöhe. Lande mitten auf einem kleinen Strand. Ein paar Surfer sagen mir dort, daß es keine Straße - nicht mal einen Weg - gibt. Hab ich grad gemerkt.
Aber eine weitere eingezeichnete Straße auf meiner Karte gibt es wieder. Nur liegt sie in einem militärischen Sperrgebiet. Raten mir mich am besten am Strand zu halten. Wühle mich also den Strand entlang, dann jedoch eine kleine Anhöhe hinauf auf einige Fahrspuren die ich oben vom Leuchtturm aus sah. Schild "Militärgebiet. Kein Zutritt". Die Fahrspuren führen weiter. Folge ihnen. Läßt sich sogar, wenn auch schlecht, radeln. Bis ich kurz drauf vor 'nem verschlossenen Tor stehe. Absolutes Sperrgebiet. Zur Rechten und zur Linken doppelter Maschen- Stacheldraht. Zurück will ich allerdings auch nicht. Rechts den Atlantik, schlage ich mich also Links in die Büsche und folge dem Stacheldraht in gebührendem Abstand. Irgendwann muß ich so ja auf eine Zufahrt stoßen. Für zwei oder drei Kilometer schlage ich mich durch's Unterholz. Beine von den vielen Dornenbüschen und dem trockenen Geäst der Bäume blutig.
Durch eine letzte heckenartige Ansammlung von Büschen, über eine Wiese, und ich steh' auf der kleinen Asphaltstraße die auch meine Karte zeigt. Schwing mich auf's Rad, frage, nachdem ich auf eine kleine Durchgangsstraße gestoßen bin, nach der Richtung und bin wieder auf dem richtigen Weg.

- Gibraltar -
( Gibraltar )

weiß ich nicht, wie ich es beschreiben soll. Von Gibralta aus, oder von Algeciras aus. Verwirrt? Laß mich beides versuchen, du wirst den Unterschied merken.

Gibraltar, von Gibraltar aus:
Erste Auffälligkeit: Gibraltar ist schweineteuer! Als nächstes fiel mir auf, daß doch etliche auf Gibraltar Ansässige die ich sah und deren Gespräch ich eine zeitlang verfolgen konnte von einer leichten Hochnäsigkeit befallen waren. (Ob sie sich als was Besseres als ihre spanischen Nachbarn vorkommen?).
Dann ist da noch der berühmte Felsen. Schöne Aussicht. Du kannst Afrika sehen! Stehst du am "Puerto del Cabrito" (20km vor Algeciras) vergißt du Gibraltars Aussicht.
Im Rückblick ist das Interessanteste an Gibraltar die Art und Weise wie der Flughafen angelegt ist!

Gibraltar, von Algeciras aus:
Was die Aussicht angeht hatte ich den "Puerto del Cabrito" gerade erwähnt.
Hast du ein Plätzchen mit Sicht auf Gibraltar gefunden macht der Felsen mit den kleinen "Spielzeug- Häusern" an seinem Fuße einen tollen Eindruck. Zu jeder Tages- und Nachtzeit !
Bei klarer Luft - dann kommen die "Spielzeug-Häuser" richtig zur Geltung - ist er für wahr imposant. Hast du einen diesigen Tag erwischt wirkt er mit seiner auch die letzten Konturen aufsaugenden Gipfelwolke wie ein unwirklicher Schatten. [Dartmoor-Krimis der 50er lassen grüßen!]. Bei auf- und untergehender Sonne ist er vor leuchtend bunten Wolken ein wahres Spektakel. [Leider sehr selten]. Bei Nacht schließlich ist er ... unbeschreiblich! Sollte ich eine gute Nacht-Aufnahme haben werd' ich sie unten reinbasteln. Sagt mehr als alle Worte.

Solltest du vorhaben bei Gelegenheit nach Gibraltar radeln zu wollen, laß' mich dir folgendes mit auf den Weg geben:

Fahr' nach Gibraltar, nicht um nach Gibraltar zu fahren,
fahr' nach Gibraltar, um es dir von Algeciras aus anzuschauen.

Fähre Algeciras - Ceuta: Transmediterranea

( - Marokko - )
( Al Maghrib )

Marokko habe ich ebenfalls kurz besucht. Zu der Zeit sahen meine Pläne ja noch ganz anders aus als einer Reise in/um/durch Europa.
Da Marokko aber nunmal definitiv in Afrika liegt möcht' ich's im Sinne dieser Seiten dabei belassen.

- Spanien -
( España )

Spaniens Mittelmeerküste könnte man mit einem Satz abhaken: Vergiß sie. Ist aber nicht ganz korrekt. Es gibt da zwei / drei traumhafte Eckchen ..., keine Touristen, freundliche Einheimische, fantastische Landschaft.
[Tip: Such' nach Stellen, an denen deine Karte eben nichts hergibt!]

gebirgiger Küstenstreifen

Bereits am Anfang meiner Spanienrundfahrt hatte ich die Pyrenäen ja ausführlicher bereist. Um jetzt nicht durch den Großraum Barcelona zu müssen baute ich sie sehr gerne erneut in meine Route ein.

Coll de Condreu
Vom sonnenbeschienenen Gasthof, in dem ich mir zum Frühstück einen Cafe con leche und drei "Madallena" gönne, bis zum Collado de Condreu geht es eine wunderschöne Strecke entlang.
Ausblicke weit weit hinunter durch ein enges Tal, von hohen Bergkämmen begrenzt, auf diesem winzigen Sträßchen, total verkehrslos, mit Bäumen und Büschen rechts und links an denen die frischen Frühlingstriebe kräftig in der Morgensonne leuchten.
Zu hören ist einzig der Gesang der Vögel; leise gemischt mit dem Surren meiner Reifen. Halte kurz an um zu lauschen, fahre dann weiter zum Coll. Halte wieder an.
Aus der Ferne erklingt das Geläut einer Ziegenherde. Und aus dem Tal tief unter mir dringen die leisen fernen Geräusche einer Hauptstraße zu mir herauf. Dauert 30 Minuten bis ich mich losreißen kann und wieder aufsitze.

Der letzte Tag in Spanien sah dann so aus: [Kurzform-Tagebuch]

Figueras: Fängt kurz vorher an zu regnen. Im Ort entscheide ich mich nach zweimal die Straße rauf und runter für die JH. Ist 14.30 Uhr und die JH ist zu. Macht um 16 Uhr auf. Kein offener Raum, kein Abdach, Nichts. Stehe im Regen; buchstäblich wie sprichwörtlich, denn direkt vor der JH bekomme ich einen Platten.
Flicke ihn, bau's Rad wieder ein, pumpe auf. Es zischt. Scheiße. Bau's Rad wieder aus, stelle bei der Gelegenheit fest, daß an zwei Stellen der Mantel bis auf's Gewebe durch ist (gut Profil an den anderen Stellen!), und verpasse dem Ganzen 'nen neuen Mantel inkl. Schlauch. Eingebaut, aufgepumpt, es zischt. Ich glaub's nicht! Ausgebaut, nachgeschaut: Ein brandneuer Schwalbe-hochqualitäts-Butyl-Schlauch mit Loch! Die Herrschaften können froh sein, daß ich grad kein Papier zur Hand habe. Der Brief wäre sehr unfein ausgefallen.
Zweiten Ersatzschlauch eingebaut, hält (endlich) Luft. Ist mittlerweile auch 10 vor Vier und meine Laune entsprechend. Aus Protest lasse ich den alten Mantel vor'm Eingang stehen und fahre wieder los. Das Wetter klart nämlich auf. Das erste Schild sagt: França, 32km. Na die schaffe ich doch noch. Schnell in Llança, auch wenn ich kurz vorher nochmal naß werde.
Dann die sehr schöne Küstenstraße. Rauf und runter, um jeden Felsen, jede Bucht herum. Grenze: Niemand da. Fahre bis ich bei einem Campingplatz vorbeikomme. Biege ab. Ein Holländer in 'nem offenen Oldtimer nimmt mich herzlich in Empfang. Da bleibe ich doch gerne.

Bin jetzt also wieder in

- Frankreich -
( France )

Aber ich hatte meinen Tagebuchauszug unterbrochen ...

Wunderschön geht die Sonne auf. Sitze im Zelteingang, frühstücke und bewundere das Schauspiel als der Holländer vorbei kommt um mich zu wecken. Daß ich das Schauspiel auch nicht verpasse. Sehr nett. Unterhalten uns danach bestimmt für 'ne halbe Stunde sehr herzlich.
Begegnet mir nochmal als ich aufbreche. "So you're going on?" "Yeah. The weather's fine, a good day for going on a little bit." Verabschiede mich mit Hand geben.

Kann ein Land schöner beginnen?


Es sollte nicht dabei bleiben. Auch bei der weiteren Fahrt zeigte sich Frankreich von seiner allerschönsten Seite:

... Denn daß ich am "Canal du Midi" gecampt habe, wie ich am Morgen feststelle, lädt geradezu dazu ein ihn entlangzufahren. Lasse es sehr ruhig angehen. Erster Gang (auf mittlerem Ritzel vorne) und laufen lassen.
Mache innerhalb der ersten paar Kilometer mehrfach Halt. Die Fahrt in der frischen Morgenluft am Kanal entlang finde ich so toll, daß ich gleich zweimal an schönen Stellen anhalte um ein Baguette zu verfrühstücken. Den ganzen weiteren Vormittag geht's so weiter. Nächster Halt ist bei einer Schleuse, bei der ich mehrmals das Durchschleusen von Schiffen beobachte.
Als ich zum Rad zurückkehre liegt es mit Platten auf der Seite. Das Wetter super, super Stimmung, kommt garnicht erst Ärger auf sondern eher Elan das Mißgeschick zu beheben. ...

Immer weiter am "Canal du Midi" entlang fahrend steuerte ich so geradewegs auf Carcassonne zu.

Lange Zeit nicht mehr unter einem festen Dach geschlafen war mir jetzt langsam wieder danach. In Carcassonne soll es eine Jugendherberge geben. Sagt zumindest meine Karte. Doch meine ganze Fragerei führt zu keinem Ergebnis. Zwar hat's in der angegebenen Gegend wohl eine fantastische Burganlage, von Jugendherberge aber keine Spur. Erst als ich die "Burganlage", die in Wirklichkeit eine alte befestigte Stadt ist, besuche, erzählt man mir in der dortigen TI, daß die Jugi mitten in der Festung liegt!
Keine Überlegung, daß ich mich gleich für vier Tage einschreibe!

Kaum wieder unterwegs nach den Tagen in Carcassonne verfalle ich auch schon wieder ins Schwärmen:

Wunderbare Fahrt. Auf den Hügeln zur Rechten liegt z.T. noch der Schnee der letzten Tage, zur Linken zeigen sich brilliant und klar die Gipfel der Pyrenäen. Ein leichter Rückenwind läßt das Rad fast wie von alleine laufen. Kaum Verkehr ... macht das Radeln zum puren Vergnügen.
Mitten durch das goldgelbe Rapsfeld auf der Rechten kommt mir ein Zug entgegen. Keine Bahnwerbung kann es schöner. Von hinten überholt mich einige hundert Meter über mir ein kleines Sportflugzeug. Eine leichte Kurve, ein paar Meter bergauf, und ich bin wieder am Canal du Midi mit seinen alleebestandenen Biegungen.

Bahnübergang
Schüttet schon den ganzen Tag. Fahre eingepackt in komplettes Regenzeug und Kaputze.
Blinkendes Schild: 30, gefährlicher Bahnübergang;
Fahre langsamer werdend ran. 2 Autos, 'n Lkw und noch'n Auto warten schon vor der Schranke. An dem Auto zieh' ich rechts vorbei, an dem Lkw besser nicht. Die Schranke geht eh gerade auf.
Fahre langsam und sachte über die Gleise. Ein wenig schneller überholt mich das Auto an dem ich vorher vorbei war. Ich schaue kurz zur Seite und schaue in ein strahlendes Gesicht. Die Beifahrerin, eine etwa 60jährige Frau, nickt zustimmend und anerkennend mit einem breiten Lächeln. Vom Fahrer, vermutlich ihrem ähnlich-altrigen Ehemann, ist nicht viel zu sehen. Aber die zur Beifahrerseite gestreckte Faust mit erhobenem Daumen sagt alles!
100m weiter. Ohne Überlegung fange ich an leise ein Lied vor mich hinzupfeifen.
Unglaublich, wieviel Kraft und Auftrieb so eine kleine Geste geben kann !

Wie so häufig könnte ich noch jede Menge Geschichten, Stories und tolle Begebenheiten erzählen. Doch wie schon auf einigen anderen Seiten zuvor möchte ich auch hier lieber mit einem schönen Bild abschließen und dazu aufrufen:

selber hinfahren, selber erleben! Frankreich ist traumhaft!

Canal du Midi

Fähren nach England von Saint Malo und Cherbourg: Brittany Ferries, P&O European Ferries

Weiter ging es also in England.