Da es zum Ende hin in Frankreich fast nur noch geregnet hatte beschloß ich die Fährverbindung St. Malo - Portsmouth zu nehmen und nicht erst von Cherbourg aus überzusetzen nach
- England -
( England )
Im Prinzip begann England mit der Übernachtung in einer wunderbaren Jugendherberge - einem alten Manor House in Portsmouth.
Um's gleich vorwegzunehmen: Dieser tolle Auftakt ließ mich danach immer wieder Jugis "probieren". Mit dem Resultat, daß ich den Großteil meiner Nächte in Großbritannien in Jugis zubrachte! Und dem über- ragenden Ergebnis:
Die englisch/walisisch/schottischen Jugendherbergen sind eine Klasse für sich! Absolute Spitzenklasse! Egal wo, egal welche! (soweit ich sie besuchte)
Landschaft ..
Wunderschöne Fahrt durch die morgendliche Landschaft.
Straße verläuft an einem Berghang-Ansatz entlang, links saftig-grüne Wiesen von Schafen vereinnahmt, mittendrin ein Fluß der sich in die Ferne schlängelt.
Am Horizont im leichten Dunst - doch immer noch als grün zu erkennen - Hügel und Berghänge. Sogar mit eingestreuten Kliffs. Traumhaft.
Ist noch England; doch so stelle ich mir Wales vor .. |
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Weiter ging's durch wunderschöne alt-englische Orte. Wie z.B. Winchester oder Avebury. Unglaublich, wieviel 'Flair' ein Ort / eine Stadt haben kann!
Lediglich das ewige Auf und Ab der Straßen nagt etwas an der Laune. Muß man sie unbedingt über den höchsten Punkt eines Hügels bauen und danach durch die tiefste Mulde, nur um sie am nächsten Hügel wieder über den allerhöchsten Punkt zu führen?
Doch abgesehen von solchen Kleinigkeiten war es eine tolle Fahrt.
Mit dem Wechsel hinein nach
- Wales -
( Wales )
wurden aus den Hügeln Berge. Was mir schon eher liegt. Da lohnt sich die Fahrt bergauf wenigstens und wird mit tollen Aussichten belohnt.
Gleich zu Beginn z.B. - für die Strecke von Kington nach Penybont - habe ich in meine Karte eine grüne Zick-Zack-Linie eingezeichnet - Zeichen für eine außerordentlich schöne Strecke.
Wollte im weiteren Verlauf nach Aberystwyth fahren - als Eisenbahnfan darf man sich die dortige Dampflok-Strecke eigentlich nicht entgehen lassen - entschied mich aber trotzdem anders und fuhr weiter nach Machynlleth.
Hier stellt sich dieselbe Frage. Besuch der "Talyllyn Railway" in Tywyn oder nicht? Aber sicher! Nur daß ich mir vorher noch ein wenig die Gegend anschauen wollte. Fuhr deshalb erstmal hinauf nach Dolgellau und kam über die Küstenstraße wieder hinunter nach Tywyn.
Die anschließende Bahnfahrt war einmalig!
Wenige Tage später kam ich nach Snowdonia, einem über tausend Meter hohem Gebirgsmassiv. Im Tagebuch steht folgendes:
Grandioser Tag, überwältigende Landschaft, traumhaft schöne Aussichten, dazu die Bahnfahrt und die Besichtigung der Caverns.
Gutes Frühstück, dann geht's los. Spiele noch mit dem Gedanken den 10.30 Uhr Zug der Ffestiniog-Bahn ab Porthmadog abzupassen. Am Abzweig entscheide ich mich allerdings mit dem Rad hinauf nach Blaenau Ffestiniog zu fahren und doch lieber ein Return-Ticket zu kaufen.
Herrliche Landschaft!
Mein Rad am Bahnhof stehen gelassen, mit der Bahn runter nach Porthmadog und anschließend wieder hinauf. Eine herrliche Fahrt. Bei der "Wieder-hinauf-Fahrt" ("Rückfahrt" paßt eigentlich überhaupt nicht) zwei Wagons hinter der Lokomotive gesessen. Kann so gelegentlich dem Geräusch der Lokomotive lauschen.
Nach der Fahrt mit der Ffestiniog-Bahn bei den Slate Caverns vorbeigeschaut und - natürlich - beide Touren besucht. Wobei die "deep mine" eine Selbstgeführte ist, nur begleitet von verschiedenen Tonbändern, die Informationen über das Leben, die Arbeit und die Höhlen selber abspielen.
Die "tramway"-Tour ist geführt und man bekommt Informationen zum Lebens- und Arbeitsablauf der Arbeiter zu jener Zeit.
Im Anschluß nur noch schnell in der Jugi in Lledr Valley angerufen - um sicherzustellen, daß ich auch einen Platz für die Nacht habe.
War ein grandioser Tag! |
Doch damit nicht genug: eine weitere große Attraktion von Wales sind seine unzähligen Burgen!
Castell y Bere, Harlech Castle, Criccieth Castle, Dolwyddelan Castle, Caernarfon Castle, Beaumaris Castle, Conwy Castle, .. um nur ein paar zu nennen.
Der beste Weg um Wales zu beschreiben ist vermutlich jener Gedanke, der mir beim Zurückdenken durch den Kopf schießt:
ein traumhaftes Fleckchen Erde, dieses 'Wales',
wunderschön, voller Abwechslung und hochinteressant zugleich!
- England -
( England )
Kaum wieder in England ging es durch Liverpool.
Das ich Städten nichts abgewinnen kann hatte ich ja bereits mehrmals anklingen lassen; Doch ich muß zugeben Liverpool hat seinen Reiz. Kann nicht unbedingt sagen, daß ich hellauf begeistert war, aber ein gewisses Etwas scheint die Stadt zu haben.
Mich für mehrere Tage dort aufzuhalten, dafür langte es letztlich dann aber doch nicht. Fuhr doch lieber weiter. Schließlich kann man hier schon fast Schottland riechen.
Noch ein / zwei Nächte mit tollen Sonnenuntergängen in England erlebt und ich kam nach Greenhead .. und Hadrian's Wall - dem berühmten Erdwall in England's Norden.
- Schottland -
( Scotland )
Zu Anfang eine leichte Einschränkung. Schottland ist sicherlich ein wunderschönes Ziel, kein Zweifel. Wie jedes andere Land auch, so hat jedoch auch Schottland seine (kleinen) nicht so schönen Seiten. In meinem Fall empfand ich die doch recht häufigen Zäune als solche. Durch sie kam ich mir desöfteren buchstäblich wie von der grandiosen Landschaft ausgesperrt vor.
Doch damit genug - ist ja auch nur mein subjektives Empfinden.
Ansonsten kann man nicht anders als Schottland als unglaublich schönes und faszinierendes Land zu beschreiben!
In Greenhead schloß ich mich Stephan und Jeoff an, zwei weiteren Radlern (viele, viele Grüße!!), und schmiß meine eigene Planung über den Haufen. Es wurde eine wunderschöne Fahrt! Auf dem letzten Teilstück vor Melrose (ich fuhr dort eine parallele Route) hatte ich sogar das Glück für eine Weile einem Fischreiher beim Fischen zuschauen zu können!
Hatte ihn in den Augenwinkeln im Bach stehen sehen und wollte ihn gerne beobachten ohne ihn gleich zu verscheuchen. Die Gelegenheit dazu bot ein großer Busch. Kaum hinter ihm verschwunden eine Vollbremsung und mucksmäuschenstill verhalten. Belohnt wurde ich mit meinem ersten fischenden Reiher in Britannien!
Das sich der anschließende südliche Bogen durch Dumfries and Galloway lohnte zeigt sicherlich allein schon obiges Bild!
Die Strecke nach Ardrossan dagegen lohnt nicht im Geringsten und war schnell vergessen; Weiter ging es auf der Isle of Arran.
unvergeßlich, traumhaft ..
Totale Stille. Nur der Wind in den Ohren und das Geplätscher des Wassers am Ufer ist zu hören. Am gegenüberliegenden Ufer leise ein Rasenmäher.
Dazu die warme Brise, die den Pullover im Wind flattern läst und dieses angenehme Prickeln auf der Haut verursacht.
Was als Gang zum Lebensmittelladen gedacht war - einkaufen - wurde zu einem dieser unvergeßlichen Erlebnisse. |
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Über Kintyre ging es zurück auf's Festland, nach Portavadie, und von dort auf der kleinen Küstenstraße weiter bis nach Inveraray.
Beim Blick auf die Fährverbindungen zu den Äußeren Hebriden zeigte sich, daß ausgerechnet nur am darauffolgenden Tag eine Fähre ablegt, die auch zu akzeptabler Zeit (19.30 Uhr) in South Uist ankommt. Vergaß also mal wieder alle meine Pläne, sprang früh am nächsten Morgen aus dem Bett und beeilte mich nach Oban zu radeln um die Fähre abzupassen.
- Äußere Hebriden -
( Outer Hebrides )
South Uist gefiel mir trotz herrlicher Landschaft nicht so sonderlich - wegen der schon erwähnten Zäune. Große Ausnahme (natürlich): die JH. Schade, daß es solche Herbergen kaum noch gibt. North Uist gefiel mir dagegen schon wesentlich besser. Hier tauchen sogar die ersten grünen Zick-Zack-Linien in meinen Karten auf - persönliche Markierung für außerordentlich schöne Strecken.
Sie fangen auf North Uist an, ziehen sich die Fährverbindung Newtonferry - Leverburgh entlang und schließlich komplett über South Lewis hinweg!
Früh wach. [Wie eigentlich immer]. Dreh mich nochmal um und schlafe noch eine Runde. [Wie eigentlich immer]. Als ich wieder aufwache ist es 7.30 Uhr. Perfekte Zeit. [Wie eigentlich immer].
Schöner Morgen. Leicht bewölkt und trocken. Dazu rundherum grün. Packe meine Sachen und fahre hinunter zum Hafen. Man soll's nicht glauben aber der Terminal ist noch zu! Da die Einkäufe (Safeway) alle getätigt sind setze ich mich in die Wartehalle des Busbahnhofs und frühstücke dort. Plane außerdem die Fährüberfahrten Scrabster - Stromness, Stromness - Lerwick und Lerwick - Bergen. Dauert eine Weile ist jedoch letztlich zur vollen Zufriedenheit gelöst.
Die restliche Zeit bis zur Fährabfahrt verbringe ich im Terminal (ist jetzt offen!!) mit Tagebuch schreiben und letzten Reisedaten zur kurzen Stippvisite zu Bruders Hochzeit zusammentragen. |
Die Kilometer - wieder auf Schottischen Festlandsboden - bis Scrabster lasse ich aus. Ich folgte einer Route stark überwiegend durch Farmgebiete. Somit nicht unbedingt erwähnenswert.
- Orkney -
( Orkney Islands )
Das andere Orkney - Mein eigenes Orkney
Verbrachte einige Tage auf Orkney. Und tat nichts. Und es war gut was ich tat.
Hab' in einer Herberge gesessen, nur für gelegentliche Spaziergänge vor die Tür. Manchmal in den Ort - einfach nur die Hauptstraße rauf und runter -, manchmal auch zum Hafen, an eine Reling gelehnt die Wellen beobachtend, den Wolken zuschauend wie sie vorbeiziehen oder die Regentropfen auf mich fallen lassend.
Gesehen von Orkney hab' ich nichts. Und es war gut.
Wird mich eines Tages jemand nach "Orkney" fragen wird ein feines, dezentes Lächeln auf meinem Gesicht erscheinen. |
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- Shetland -
( Shetland Islands )
Shetland, einmaliges Shetland
Hab mich gegen meinen eigenen Willen doch wieder ins Hostel-Café gesetzt. Vielleicht bin ich hier in der Lage ein paar Gedanken zu sammeln. Der Eßraum ist dafür nicht recht gemütlich genug. Die Sitzgelegenheiten im 1. Stock sind auch nicht gerade der richtige Ort, und im common room schauen die Färöer-Kids in stickiger Luft Fernsehen.
Was wollte ich jetzt schreiben? Hatte eben einige Gedanken ...
Könnte schon wieder losfahren. Bin wieder soweit. Hatte das Gefühl bereits heute Morgen gespürt und jetzt eben auch wieder. War lange genug an einem Ort. Fange an mich nach der Straße zu sehnen, nach dem Unterwegssein.
Es ist immer ein bedenkliches Zeichen wenn ich anfange mich nach der Straße, nach dem Unterwegssein zu sehnen.
"Mist. Und ausgerechnet jetzt muß ich nach Deutschland."
Habe im übrigen die letzten Tage sehr viel gelesen.
Hatte einen Gang zur Bücherei gewagt und was ich vorfand war die wohl beste / umfassendste Reisebuch- Sammlung, die ich mir vorstellen kann. Nicht nur Dervla Murphys "Full Tilt" oder Paul Theroux's "The Great Railway Bazaar" sondern auch Bücher wie Mark Jenkins' "Off the map" oder gar Simon Vickers' "Between Hammer and Sickle" sind vorhanden!
Ich war derart begeistert, daß ich auch in den folgenden Tagen immer wieder hinüberging; mal in jenem, mal in welchem Buch am lesen.
Fast logische Konsequenz war dann auch, daß ich an einem der Tage dann auch in der Buchhandlung auftauchte. Daß ich sie schließlich mit "nur" zwei Büchern verließ lag eher daran, daß ich mein Budget (eh schon hoffnungslos überzogen) nicht vollkommen pulverisieren wollte. |
Nachdem ich von der schon erwähnten Stippvisite zu Bruders Hochzeit wieder eingetroffen war blieb ich nochmal ein paar Tage. Wieder aklimatisieren. Und natürlich auch das Schiff nach
Bergen / Norwegen abpassen.
Das das Schiff erst 6 Tage später fahren sollte und ich gewissermassen "festsaß" schlug mir allerdings ein wenig auf's Gemüt.
Sitz im Zimmer Nr. 15 unter'm Dach. Sitz neben meinem Bett, Fenster zur Linken, und schaue raus. Das Dach der Herberge ist zu sehen, grau. Der Himmel auch, Durchgehend bewölkt.
Habe den kleinen Weltempfänger auf die Waschablage im Erker gestellt und lausche beiläufig dem klaren, feinen Klang irgendeiner Station.
Als sie "Jessie" (Phil Collins??) spielen befällt mich ein Anflug von Melancholie.
Welch eine Tristess. Schattig-weißes Zimmer, stumpf-braune Fenster, dreckig-graue Dächer, selbst der Himmel schmutzig-grau.
Einziger - dafür wunderbarer - Lichtblick ist ein strahlend-blauer Fleck an der Wand gegenüber. Wie als wolle er Trost spenden projiziert der Spiegel den rückwärtigen ungetrübt pastell-blauen Himmel in das ansonsten so trostlose Farbleben.
...und Tage später...
Sitze in der Mittzimmer-Erkerecke auf dem Boden und lausche "Paralyse" von Fury. Hatte den Weltempfänger wegräumen wollen und ihn (warum?) kurz angestellt.
Links von mir die Packtaschen, sauber am Bett lang aufgereiht, vor mir schräg stehend der Zimmerstuhl mit Resten meines Duschzeugs. Neben mir auf dem Fußboden liegt Paul Therouxs "The Old Patagonian Express" und zur Rechten im Augenhöhe keine 20cm entfernt der Weltempfänger, grandiose Musik spielend. Am anderen Ende der Erker-Waschecke wartet eine einsame Tasse darauf, daß sich jemand ihrer erbarmt. |
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