Erfahrungen

- Wichtiges für lange Distanzen 'ohne Alles' -

Große Distanzen mit dem Rad zu fahren, bedarf einer besonderen Vorbereitung.
Mit 'großen Distanzen' meine ich dabei nicht einfach viele Kilometer zu fahren, sondern große Entfernungen (200 Km und mehr) zu fahren, auf denen man keine Möglichkeit hat, Wasser, Lebensmittel, oder auch nur Hilfe von Anderen zu bekommen.

Für Radreisen in brütender Hitze, auf langen Strecken ohne die Möglichkeit Wasser und/oder Lebensmittel zu bekommen, insbesondere auf Pisten ohne festen Belag gibt es einiges zu beachten, durch das man ansonsten schnell in größte Schwierigkeiten kommt!

Natürlich gibt es von Region zu Region Unterschiede, trotzdem kann man die Erfahrung, die man/frau einmal gesammelt hat auch später (in Ansätzen) auf andere Gegenden umsetzen.

Wichtigste Grundregel - egal wo und welche Strecke - ist, sich genauestens über die Strecke zu erkundigen.
Polizei, Tankstellen, Gaststätten, ..., alles Orte an denen man sich erkundigen sollte - wo man Leute findet, Besitzer wie Gäste, die mit Wissen (und Meinung) weiterhelfen. Vermutlich wirst du dann die Erfahrung machen - besonders bei "offiziellen" Stellen -, daß dir abgeraten wird oder du gleich für verrückt erklärt wirst. Einfach überhören. Wichtig ist die Info, die du zwischen den Ausredungsversuchen erhälst.
Gerade aus diesem Info-Sammelsurium - von möglichst vielen verschiedenen Stellen - mußt du jetzt herausfiltern, wie es da draußen aussieht, was vermutlich auf dich zukommt.
Gerade die ersten Male wirst du wahrscheinlich noch ziemlich daneben liegen - das Gespür für Wichtiges und die Wertigkeit stellt sich aber schnell ein.

Eine weitere wichtige Sache ist das Wetter. Natürlich ist dessen Priorität in einigen Gebieten höher, in anderen niedriger, aber ein wichtiger Faktor ist es immer.
Bei Sandsturm in der Sahara oder Landunter im Outback hast du sicherlich auch bei bester Planung schlechte Karten, aber es schadet auf keinen Fall, ein paar Gedanken auf mögliche Wetterunbilden zu verschwenden.

Meinst du jetzt alle Infos zusammengetragen zu haben, trägst du am Besten alles auf eine (entsprechend große) Karte ein. Oder machst dir eine Skizze.
So stellst du nicht nur sicher, Nichts vergessen zu haben, so kannst du auch aktuelle Infos die du unterwegs noch bekommst (und auch selber sammelst) noch eintragen. Außerdem hast du am Schluß ein tolles Log und ein schönes Erinnerungsstück.



.. nach Landschaften aufgesplittet ..


Wüsten

Eines gleich vorweg: Wüste ist nicht gleich Wüste! Die Atacama hat nur wenig gemein mit der Sahara, Wüsten im Westen der USA nichts mit denen in Australien. Ganz zu schweigen von den Hochwüsten in den Anden oder im Himalaya.

Ein paar Fragen bleiben aber - mit leichten Abwandlungen - gleich und sind absolut essenziell.
Wo ist die nächste / übernächste Stelle für Lebensmittel - wie weit ist es bis dort - gibt es unterwegs Wasser - wenn, dann wo - wie sicher ist die Wasserversorgung - voraussichtliche Streckenbeschaffenheit - unter Einbeziehung dessen: wie lange werde ich brauchen - was bei Wetterunbilden - Rad defekt, was dann - ...

Taiga

Auch wenn man nicht unbedingt daran denkt und es auch nur indirekt mit dem Radeln zu tun hat, in fast allen Gebieten, in denen riesige Wälder vorherrschen, gibt es Großwild, daß dem Menschen gefährlich werden kann.
Also auf alle Fälle auch hieran einen Gedanken verschwenden. Und da die Strecken häufig Lehm- oder Erdpisten sind (weniger in Canada, dafür extrem in Rußland), sehen die typischen Fragen hier eher so aus:
Wie wird das Wetter - welche Beschaffenheit hat die Strecke - gibt's andere Wege - sauf' ich im Schlamm ab, was dann - wo ist die nächste Siedlung - kann man unterwegs von einzeln lebenden / umherziehenden Menschen etwas bekommen - ...

Tundra / Pampa

Das größte Probleme ist hier wohl das Wetter. Buchstäblich "packend" sind die Stürme in diesen baumlosen Regionen. Denn wie soll man sich vor einem Sturm schützen, wenn nichts zum Schützen da ist. Tagsüber bläst es einen vom Rad, Abends ist der Kocher zum Ersticken verdammt, und ob das Zelt die Nacht übersteht ist sehr fraglich. (Nur absolut windstabile Ausrüstung nehmen!).
Was macht's Wetter (Wind!) - wo gibt's die nächsten Lebensmittel - wo das nächste Wasser - wieviel Tage muß ich (wegen des vermeintlichen Winds) draufrechnen - ...

Savanne / Steppe (Afrika, Zentralasien)

Hier muß ich unterscheiden zwischen Afrika und den Gebieten sonstwo auf dem Globus. Denn es gibt Unterschiede die bei der Planung beachtet werden sollten.
Während ich mich in Zentralasien eher auf das Wetter (wieder mal der Wind) und die z.T. wirklich riesigen Entfernungen konzentrieren würde (Wasservorrat; nicht alles Wasser was man hier findet ist auch trinkbar!) kommen in Afrika gefährliche Tiere ins Spiel. Nicht das einen eine Oryx Antilope oder eine Giraffe jagt, nur kommst du aus Versehen einem Elefanten zu nah sieht die Sache schon anders aus ..
Und weil es gerade passierte während ich in Maun/Botswana war: Löwen und Hyänen sind durchaus in der Lage Menschen zu töten. Also unbedingt Regel Nummer 1 beachten: Niemals im Zelt kochen oder auch nur Lebensmittel aufbewahren und außerdem immer im geschlossenen Zelt übernachten !

Hochgebirge

Lange Distanzen im Hochgebirge zu radeln zählt zu den schwierigsten und gefährlichsten Unterfangen, die man mit dem Rad anstellen kann. Zusätzlich zu den Problemen mit der Wasser- und Lebensmittelversorgung kommt die Höhenanpassung.
Gewinnt man zu schnell an Höhe, hat man gute Chancen an der sogenannten Höhenkrankheit zu erkranken. Schwindelanfälle und Unwohlsein sind vorprogrammiert. Einziges Gegenmittel: schnellstens hinunter in tiefere Höhenlagen. Im schlimmsten Fall tritt der Tod ein.

Wichtige zu klärende Fragen sind also:
Wie weit ist es zu den nächsten Lebensmitteln und Wasser - wie weit kann ich bei Beachtung der Höhenanpassung fahren - den ganzen Tag steil bergauf reduziert Kilometerleistung - dünne Luft reduziert die Körperleistung enorm - Streckenbeschaffenheit - wie kriege ich all das Wasser mit - ...


zur Erinnerung

Erreichen möchte ich mit dieser Seite zwei Sachen. Zum einen aufzeigen, daß es beim Radeln von langen Distanzen ohne Versorgungsmöglichkeit äußerst wichtig ist, umfassend alles durchzudenken. Denn schon ein kleiner Fehler kann fatale Folgen haben.
Und zweitens denjenigen, die es wirklich interessiert, eine Hilfestellung geben; und denjenigen, die zum ersten Mal eine Radreise unternehmen, bitten, erst auf leichteren Strecken Erfahrung zu sammeln bevor sie schwierige Strecken unter die Reifen nehmen.
Leider weiß ich mittlerweile von mehreren, die nur durch pures Glück in der letzten Sekunde gerettet wurden. Doch das kann wohl nicht der Sinn einer Radreise sein.

Eine gewisse Unsicherheit wird am Ende immer bleiben. Doch gerade das ist es ja, was ein Abenteuer ausmacht.


Besonders beim Radeln von großen Distanzen gilt:

Mit entsprechender Planung und Überlegung wirst du wahre Abenteuer erleben, ohne sind die Probleme vorprogrammiert.


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